Coaching für nachhaltige Projekte
Frieda Julie Radford
«Älteste», Coaching für nachhaltige und lebensdienliche Projekte
Projekte und Unternehmen, in denen nachhaltig gewirtschaftet wird, sollten innerhalb einer Gesellschaft eine Vorreiterrolle einnehmen. Nach der Pionierphase kommt die Zeit der Vernetzung. Menschen aus den unterschiedlichsten Initiativen und Feldern verbinden sich über Landesgrenzen hinweg und bilden ein Netzwerk der ökologischen, ökonomischen und wertemäßigen Wende.
«HERZENSKRIEGERIN»
«Als Weltgereiste, als Menschenliebhaberin und Kreative schaue ich zurück auf einen reichen Hintergrund von sozialunternehmerischen Aktivitäten. Während mehr als zwanzig Jahren habe ich Menschen in eigenen Institutionen als Workshop-Leiterin und Mentorin begleitet und sie ermächtigt, für sich selbst und die Welt liebevoll Stellung zu beziehen. Heute will ich mein Wissen und meine Fähigkeiten einsetzen, um Projekte und Gemeinschaften zu begleiten und ihnen etwas aus meinem reichen Fundus an Erfahrungen und Kontakten weiterzugeben.» So umschreibt Frieda Radford ihre Aktivitäten im «Unruhestand». «Mein schönstes Bild ist das einer ‹Ältesten›, die zwar nicht mehr an vorderster Front für den gesellschaftlichen Umbruch arbeiten mag, aber immer noch gerne und mit ganzem Herzen da ist, wenn sie gebraucht wird.»
In unserer Gesellschaft sind ältere Menschen oft nicht mehr «gefragt». Frieda Radford findet dies nicht nur schade, sondern geradezu unklug: «Auf diese Weise geht sehr viel Erfahrung und sehr viel Wissen verloren – gerade auch im zwischenmenschlichen Bereich. Nicht zufällig sind Kulturen, in denen den ‹Ältesten› eine wichtige Funktion zukommt, oft auch diejenigen mit dem am höchsten entwickelten Gemeinschaftsleben.» In der Wirtschaft haben sich Organisationen wie «Adlatus» etabliert, in denen sich erfahrene, pensionierte Manager Jungunternehmern als Berater zur Verfügung stellen. «Diese Dienstleistung macht auch im Bereich alternativer Lebensformen und Projekte Sinn», ist Frieda Radford überzeugt. So ist sie etwa als regelmäßige Beraterin eines Gemeinschaftsprojektes tätig oder reist schon mal nach Griechenland, um dort eine internationale Gruppe von Menschen zu unterstützen, die ein alternatives, nachhaltiges Schulprojekt entwickelt. «Da gab es Bedarf an Ausbildung in neuen Formen der Kooperation, aber auch an Knowhow und Instruktion für erfolgreiches Fundraising.»
Frieda Radford gehört zu jenen Menschen, die alles, was sie tun, aus tiefem Herzen und mit vollem Einsatz vorantreiben, getragen vom Willen, etwas aus ihrem Leben zu machen und Spuren zu hinterlassen. Ein feines Sensorium für alle Energien, die ein Projekt beeinflussen oder sich auch einmal der Realisierung einer guten Sache entgegenstellen können, ist gepaart mit großer Herzenskraft und einem unglaublichen Temperament. Aufgewachsen im St. Galler Rheintal, bildete sie sich zur Betriebswirtschafterin aus und arbeitete als Verkaufsleiterin für die Schweiz in einer grossen US-Firma. «Während meiner Ehe mit John Kenneth Radford bin ich in der ganzen Welt herumgekommen. Dies war auch die Lebensphase, in der ich ‹politisiert› wurde», erzählt sie. «Da wuchs die Vision in mir, etwas zu tun, was den Menschen und der Menschlichkeit dient.»
Lange Jahre baute sie eine Workshop-Organisation auf mit dem Fokus auf Potenzialentfaltung. Das Thema Liebe und Sexualität war immer dabei. So war der Höhepunkt dieser Lebensphase die Gründung und Führung von La Massilia, dem «Zentrum für Eros und Kultur» auf Lanzarote. «Es ist meine Lebenserfahrung, dass es Menschen nicht gelingen kann, ihr bestes Potenzial zu entfalten, solange sie in den Themen von Liebe und Sexualität mit sich selbst nicht im Reinen sind. Meine Herausforderung und meine Passion war es, Menschen dabei zu unterstützen, in ihre schönste Gestalt zu wachsen. Dabei habe ich gelernt, achtsam zuzuhören und die entscheidenden und wegweisenden Fragen zu stellen. Das hilft mir auch in meiner heutigen Aufgabe ganz entscheidend.»
Schon vor dieser Zeit lernte Frieda Radford an einem Wochenende in «Schwand» im Schwarzwald Dieter Duhm und dessen damals gerade im Entstehen begriffene Bewegung kennen. Die Freundschaft und Seelenverwandtschaft mit diesem kraftvollen Gesellschaftserneuerer und Visionär prägte fortan ihr Leben entscheidend. Sie lebte auch etliche Jahre ganz und heute noch teilweise in dessen Projekt Tamera in Portugal (siehe Seite 53). «Ich bin jetzt in einer Lebensphase, in der die Themen Liebe, Sexualität und Partnerschaft, denen ich mich lange widmete, zwar immer noch wichtig sind, aber doch nicht mehr so im Fokus stehen. Ich habe aber mein Leben lang immer wieder gesehen, dass die Fähigkeit zu friedlicher und kreativer Kooperation, aber auch das Wissen, wie man Ideen manifestiert, Menschen nicht angeboren sind. Deshalb habe ich nun meine Berufung darin gefunden, hier Unterstützung anzubieten.» Während einigen Jahren stand das Fundraising im Mittelpunkt der Tätigkeit von Frieda Radford. Zusammen mit Markus Feldmann gründete sie «New Era Invest». Deren primäres Ziel ist das Kanalisieren finanzieller Mittel in den Aufbau und die Entwicklung von zukunftsgerichteten Projekten in der Schweiz und im Ausland.
Bei dieser Tätigkeit stellte sie fest, dass es in vielen Projekten nicht nur am Geld mangelt, sondern es auch bei anderen fundamentalen Erfolgsfaktoren nicht zum Besten steht. Darum wandelte sich der Fokus wiederum mehr Richtung Beratung und Coaching. New Era Invest hatte die Idee des Fundraisings quasi umgekehrt. Statt einfach nach Geld für bestimmte Projekte zu suchen, setzte man auf der Geberseite an: «Wir stellten immer wieder fest, dass gerade vermögende Menschen, aber auch institutionelle Spender wie Stiftungen und Firmen sich vom ‹Zufallsprinzip› verabschieden möchten und sich vermehrt fragen, welche Art des Spendens einen nachhaltigen Wandel bewirkt», erzählt Frieda Radford. Gerne würden diese Geldgeber ihre Spendentätigkeit dort entfalten, wo mit zukunftsträchtiger Forschungs- und Entwicklungstätigkeit auf den Gebieten Ökologie, Bildung, Ökonomie oder Friedensförderung Antworten auf die globalen Herausforderungen erarbeitet werden
«Der rote Faden in meinem Leben», so Radford, «ist und bleibt, mich selbst und dadurch die Welt zu transformieren und Träume von einer besseren Zukunft zumindest im Ansatz zu verwirklichen.» Und sie erklärt es zwar durchaus sachlich, aber doch mit dem Charisma und der Überzeugungskraft einer «Herzenskriegerin», die weiß, was sie will, und die dem Leben dankbar ist für das, was es aus ihr gemacht hat.